Intro Myanmar

Myanmar ist eins der 10 schlimmsten Länder der Welt für erwerbstätige Menschen

Die Lage für Gewerkschaften und Beschäftigte ist seit der Machtübernahme durch das Militär im Jahr 2021 nach wie vor katastrophal, und Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter werden kontinuierlich verhaftet, misshandelt und inhaftiert. Führende Mitglieder der Confederation of Trade Unions Myanmar (CTUM) wurden gezielt angegriffen, ein Vorstandsmitglied der Agricultural and Farmers Federation of Myanmar (AFFM), Moe Gyi, wurde festgenommen und brutal misshandelt.

Seit 2021 sind mehr als 300 Gewerkschaftsmitglieder und Aktivist*innen verhaftet worden. Die Junta hat praktisch alle Gewerkschaften verboten und damit das Grundrecht auf Vereinigungsfreiheit abgeschafft. Als Reaktion darauf haben zwei EU-Unternehmen angekündigt, dass sie sich aus Myanmar zurückziehen werden.

Es gab Berichte über die zunehmende Bedrohung und Unterdrückung von Beschäftigten, die über Lohnerhöhungen verhandeln, beispielsweise in einem großen Betrieb, der internationale Marken beliefert. Hier kam es zu Zwangsarbeit, Streitigkeiten über geleistete Mehrarbeit, Nichtbezahlung von Überstunden am Wochenende und abgelehnten Urlaubsanträgen.

Erneute Inhaftierung eines prominenten Gewerkschafters

Thet Hnin Aung, Generalsekretär der Myanmar Industry Crafts and Services Trade Union Federation (MICS-TUsF), war im Juni 2021 von den Militärbehörden verhaftet und zu zwei Jahren Haft mit Zwangsarbeit und einer Geldstrafe verurteilt worden. Er kam am 26. Juni 2023 frei, wurde aber sofort wieder verhaftet. Daraufhin wurde er entführt und fünf Monate lang von den Militärs in Isolationshaft festgehalten. Im November 2023 wurde er ohne Rechtsbeistand wegen Terrorismus zu sieben Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt.

Credit: MARTIN KEEP / AFP

Protestors demonstrate against the coup in Myanmar in an act of solidarity during the Australia-ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) summit in Melbourne, March 2024.

Militär beendet Streik in Bekleidungsfabrik

Am 14. Juni 2023 wurden fünf führende Gewerkschaftsmitglieder, Ma Aung, Ma Thandar Aye, Ma Ayr Thandar Htay, Ma May Thu Min und Ma Thu San, die in der Bekleidungsfabrik Hosheng (Myanmar) in Yangon beschäftigt waren, vom Militärrat verhaftet. Sie hatten einen Protest organisiert und eine Lohnerhöhung von 800 Kyat (0,38 US$) pro Tag gefordert. Den fünf Verantwortlichen und zwei weiteren Protestierenden war nur wenige Tage vor ihrer Verhaftung wegen der Forderung nach dieser Lohnerhöhung gekündigt worden. Am 12. und 13. Juni protestierten mehr als 600 Beschäftigte gegen die Entlassung ihres Gewerkschaftsvorstands. Am 13. Juni erklärten Beamte und Militärs den streikenden Beschäftigten, sie könnten mit der Fabrikleitung verhandeln, und nach diesem Treffen wurde die Gewerkschaftsführerin Ma Thu San in Gewahrsam genommen, während die vier anderen führenden Mitglieder verhaftet wurden. Seit ihrer Verhaftung gab es keinen Kontakt zu Ma Thu San, und die Sorge um ihre Sicherheit wächst.