IGB-Weltkongress in Melbourne, Australien, bekannt gegeben, wo knapp 1000 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus 122 Ländern aktuell tagen.
Die fünf Männer und eine Frau, die 2022 in die engere Auswahl gekommen sind, leiten Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die die Beschäftigten durch niedrige Löhne, unsichere Arbeitsplätze und die Verweigerung des Rechtes auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften sowie auf Tarifverhandlungen ausbeuten. Sie haben die Pandemie und die Lebenshaltungskostenkrise für ihre eigenen Profite ausgenutzt, anstatt Verantwortung für die Beschäftigten zu übernehmen, auf die sie angewiesen sind.
Die scheidende IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow erklärt:
“Die globale Pandemie hat zur größten Solidaritätsbekundung in der Geschichte der Menschheit geführt, als arbeitende Menschen die Welt am Laufen hielten. Sie hat aber auch zu immenser unternehmerischer Habgier geführt, da skrupellose CEOs Profit aus der Pandemie geschlagen, Verträge mit ihren Beschäftigten gebrochen und die Regulierungsdefizite offenbart haben. Die zehn reichsten Männer der Welt haben ihr Vermögen während der Pandemie verdoppelt, und die ausgewiesenen Gewinne der zehn größten Unternehmen der Welt beliefen sich 2021 zusammen auf insgesamt rund 360 Milliarden US$.“
“Arbeitende Menschen und ihre Gewerkschaften fordern einen neuen Sozialvertrag zwischen Regierung, Arbeitnehmern und der Wirtschaft, bei dem Arbeitsplätze, Löhne, Rechte, Gleichstellung, Inklusion und sozialer Schutz im Mittelpunkt stehen. Den schlechten Arbeitgebern dieser Welt muss das Handwerk gelegt werden. Mit neuen innerstaatlichen und internationalen Gesetzen werden wir die Unternehmen zur Rechenschaft ziehen, und die Gewerkschaften werden sich bei der ILO für ein neues Übereinkommen einsetzen, das auf Normen und Regulierungslücken entlang globaler Lieferketten eingeht.”
ITF-Generalsekretär Stephen Cotton stellt fest: “Hebblethwaite wurde zunächst der am meisten gehasste Boss Großbritanniens, als er in rechtswidriger Weise 786 Mitarbeiter fristlos entließ. Dann hat ihn die Europäische Transportarbeiter-Föderation bei ihrem Kongress im Mai zum schlechtesten Arbeitgeber Europas erklärt, und nach einem vernichtenden Schreiben von Peter De Fazio von der Demokratischen Partei, der den Vorsitz im Ausschuss des US-Repräsentantenhauses für Transport und Infrastruktur führt, musste er eine Diskussionsrunde auf einer Industrieveranstaltung in den USA verlassen.“
“Seine Blamage hat nach seiner Wahl zum schlechtesten Boss der Welt nun auf internationaler Ebene neue Höhen erreicht. Die CEOs in der Transportindustrie sind gewarnt: Wenn sie die Arbeitnehmerrechte missachten und ihren Beschäftigten keine anständigen Arbeitsplätze und sicheren Arbeitsbedingungen bieten, ihnen keine Achtung und Würde entgegenbringen, dann wird die internationale Gewerkschaftsbewegung zur Stelle sein und sie zur Verantwortung ziehen. Wir werden uns dabei auf nationale und internationale Gesetze stützen, die Macht der Arbeitnehmervertreter in Pensionsfonds nutzen, um die Menschen- und Arbeitnehmerrechtsprinzipien zu wahren, und wir werden die Beschäftigten im Transportwesen organisieren, um Veränderungen zu fordern.”
Das Fährunternehmen P&O Ferries hat im März 786 Beschäftigte über Zoom entlassen und damit gegen britische Unterrichtungs- und Anhörungsgesetze verstoßen. Hebblethwaite hat auf die Frage von Abgeordneten hin schamlos zugegeben, gegen das Gesetz verstoßen zu haben und sogar erklärt, dass er es wieder tun würde.
Die britische Insolvenzbehörde ermittelt weiter zivilrechtlich gegen ihn und könnte immer noch ein Verfahren gegen ihn einleiten.
Die Kandidaten bei der Abstimmung über den schlechtesten Boss der Welt 2022 waren:
Peter Hebblethwaite, CEO, P&O Ferries
Jeff Bezos, Vorstandsvorsitzender, Amazon
Alan, Joyce, CEO, Qantas
Ahmed bin Saeed Al Maktoum, CEO, Emirates Airline and Group
Howard Schultz, CEO, Starbucks
Gina Rinehart, Vorstandsvorsitzende, Hancock Prospecting
Frühere Gewinner waren Jeff Bezos, Amazon (2014), und Michael O’Leary, Ryan Air (2018).
Der IGB-Weltkongress endet am Dienstag, 22. November 2022.
Er kann im Livestream und auf Twitter unter #ITUC22 verfolgt werden.