Weltbericht zur sozialen Sicherung 2024-26: Ein Aufruf zum Handeln für Arbeitnehmerrechte

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Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) begrüßt die Veröffentlichung des World Social Protection Report 2024-26 der ILO, in dem die anhaltenden Herausforderungen mit Blick auf die universelle Verwirklichung dieses international anerkannten Menschenrechtes detailliert aufgeführt werden.

Der Bericht hebt hervor, dass die soziale Sicherung insgesamt zugenommen hat, von weniger als 43 Prozent im Jahr 2015 auf 52,4 Prozent im Jahr 2023. Deutlich gemacht wird jedoch auch die bittere Wahrheit, dass es 3,8 Milliarden Menschen an jeglicher Art von Absicherung fehlt. Dieses Defizit steht in engem Zusammenhang mit unzureichender Finanzierung sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.

Es bestehen nach wir vor erhebliche Ungleichheiten beim Zugang zu sozialer Sicherung, vor allem zwischen Frauen und Männern, informell und formell Beschäftigten sowie zwischen Ländern mit niedrigem und mit hohem Einkommen. Der Bericht macht deutlich, dass die soziale Absicherung in Ländern mit niedrigem Einkommen seit 2017 nicht zugenommen hat und auf einem kläglich niedrigen Niveau von 9,7 Prozent stagniert.

Dieses Ergebnis ist eine deutliche Mahnung an die Staats- und Regierungschefs, sich auf die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit und Solidarität zu konzentrieren. Dem Bericht zufolge müssten Länder mit niedrigem Einkommen jährlich zusätzlich 308,5 Milliarden US-Dollar bzw. 52,3 Prozent ihres BIP investieren, um den Sozialschutz angemessen auszubauen, was ohne erhebliche internationale Unterstützung nicht realisierbar ist.

Der Bericht hebt zudem hervor, dass es dringend notwendig ist, soziale Sicherungssysteme weiterzuentwickeln, um Risiken im Lebensverlauf, der eskalierenden Klimakrise und umfassenden Marktveränderungen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung Rechnung zu tragen. In den 50 Ländern mit der größten Anfälligkeit für die dramatischen Folgen des Klimawandels sind laut Bericht nur etwa 25 Prozent der Bevölkerung sozial abgesichert, d.h. 2,1 Milliarden Menschen sind dem verheerenden Klimachaos ohne angemessenen Schutz ausgeliefert.

IGB-Generalsekretär Luc Triangle: “Die Ergebnisse dieses Berichtes sollten den Regierungen und der internationalen Gemeinschaft als klarer Aufruf zum Handeln dienen. Alle arbeitenden Menschen müssen das Recht auf soziale Sicherung haben. Beim derzeitigen Tempo des Wandels würde es jedoch bis 2073 dauern, bis alle auch nur teilweise Zugang dazu hätten. Die Beschäftigten können es sich nicht leisten, 49 Jahre zu warten, um die Unterstützung zu erhalten, die sie brauchen und verdienen. Das Versäumnis, den Sozialschutz jetzt auszuweiten, ist eine tiefe Ungerechtigkeit.“

Luc Triangle unterstreicht die wichtige Rolle, die der Sozialschutz bei den Bemühungen um einen gerechten Übergang spielt: “Bei der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Gewerkschaften einen gerechten Übergang auszuhandeln, um sicherzustellen, dass die Umstellung auf eine grünere Wirtschaft menschenwürdige Arbeitsplätze und Lebensgrundlagen nicht untergräbt. Der Sozialschutz muss ein wesentlicher Bestandteil dieser Bemühungen sein.

Die Ausweitung der Sozialschutzsysteme, untermauert durch eine angemessene Finanzierung, wird eine zentrale Forderung des IGB bei seinen weltweiten Lobbybemühungen, auch bei den Vereinten Nationen und den internationalen Finanzinstitutionen, bleiben.”