Katar demontiert Kafala-System moderner Sklaverei

Mit Katars Arbeitsreformprogramm ist es heute gelungen, das Kafala-System zu demontieren und den Aufbau eines modernen Arbeitsbeziehungssystems einzuleiten.

Ausreisevisa für Arbeitskräfte, auch für Hausangestellte, Beschäftigte in staatlichen und öffentlichen Institutionen, auf See, in der Landwirtschaft und Gelegenheitsarbeitskräfte, wurden abgeschafft. Sie alle haben jetzt dieselben Rechte wie andere Beschäftigte in Katar auch. Künftig gilt für alle Beschäftigten, auch für Hausangestellte, dasselbe Antidiskriminierungsgesetz.

Es wurde ein neues evidenzbasiertes Mindestlohngesetz eingeführt, dass für alle Nationalitäten gilt.

Die Abschaffung der NOC-Bescheinigungen (Non Objection Certificates), wird den Beschäftigten im Rahmen ihrer normalen vertraglichen Verpflichtungen einen Arbeitsplatzwechsel ermöglichen, ohne dass sie dafür die Einverständniserklärung ihres Arbeitgebers benötigen.

“Katar ist dabei, sich zu verändern. Die neuen Gesetze werden das Kafala-System moderner Sklaverei beenden: keine Ausreisevisa mehr für Arbeitskräfte, auch nicht für Hausangestellte; transparente Verträge und Arbeitsgerichte, die sie in Kraft setzen; keine Einverständniserklärung des Arbeitgebers für den Wechsel des Arbeitsplatzes mehr erforderlich, mit Kriterien, die jedem modernen Arbeitsbeziehungssystem entsprechen; und ein staatlicher Fonds, der dafür sorgen soll, dass Arbeitskräfte nicht durch ausbeuterische Arbeitgeber benachteiligt werden, während der Staat ausstehende Ansprüche eintreibt.

Wir sind uns bewusst, dass ein evidenzbasierter Mindestlohn, der erste seiner Art im Nahen Osten, eine immense Verbesserung für die Arbeitskräfte bedeutet und ein Mindestmaß an Schutz garantieren wird. Wir erwarten von der Regierung, dass sie den neuen Lohnsatz so bald wie möglich bekannt gibt.

Viele Menschen wollen in Golfstaaten arbeiten, ihre Familien zu Hause unterstützen, aber sie wollen auch menschenwürdige Arbeit, bei der sie gerecht, mit Würde und Respekt behandelt werden. Während wir die Veränderungen in Katar beobachten, tut sich in Nachbarländern aber leider nichts. Dort werden Wanderarbeitskräfte nach wie vor nicht wie Menschen behandelt, haben kaum Rechte und Freiheiten.

Die Reformen müssen in die Beschäftigungspraxis eingebettet und die neuen Gesetze eingehalten werden. Aber die Partnerschaft zwischen der katarischen Regierung und der ILO, unterstützt vom IGB, ist erfolgreich, verändert Menschenleben, verändert eine Nation”, erklärt IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow.

Die neuen Gesetze werden der Beratenden Versammlung (Schura-Rat) im November vorgelegt und treten am 1. Januar 2020 in Kraft.

Das Reformprogramm ist Teil einer dreijährigen Vereinbarung mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über technische Zusammenarbeit. Über eine Überprüfung der Vereinbarung wird dem ILO-Verwaltungsrat im November Bericht erstattet.

Die Bekanntgabe dieser Maßnahmen erfolgte bei einer Veranstaltung in Doha anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Internationalen Arbeitsorganisation, an der auch Vertreter aus Oman und Marokko sowie der Internationalen Arbeitgeberorganisation (IOE) und des IGB teilnahmen.