Der 4. IGB-Weltkongress in Kopenhagen geht mit der Wiederwahl von Sharan Burrow als Generalsekretärin der 207 Millionen Mitglieder zählenden Bewegung zu Ende

An den fünftägigen Debatten über die Strategien und Prioritäten der internationalen Gewerkschaftsbewegung für die kommenden vier Jahre haben sich mehr als 1.200 Delegierte beteiligt. Auf dem Kongress sprachen der dänische Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen, der Kopenhagener Bürgermeister Frank Jensen und der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation, Guy Ryder.

IGB-Präsident João Felicio verlas einen Brief des früheren brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, in dem er der Gewerkschaftsbewegung für ihre Solidarität und ihren kollektiven Protest gegen seine ungerechtfertigte Inhaftierung dankt.

Der Kongress hat sich mit Flüchtlingen und Migranten solidarisch erklärt und festgestellt, dass Flüchtlinge an unseren Arbeitsplätzen und in unseren Gemeinden willkommen sind. Die Gewerkschaften haben sich dem Kampf für Frieden und für das Recht auf menschenwürdige Arbeit sowie auf einen sicheren Zufluchtsort und Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Bildung verpflichtet.

Zwei Kandidatinnen, Susanna Camusso und Sharan Burrow, waren für das Amt der Generalsekretärin nominiert worden, und Burrow wurde mit knapper Mehrheit wiedergewählt.

Es wurden fünf Dringlichkeitsentschließungen zu folgenden Themen verabschiedet:

  • Menschenrechte und Frieden in Kolumbien;
  • Solidarität mit Arbeitnehmern und Studierenden im Iran;
  • Arbeitsrechtsreformen in Ungarn;
  • Arbeitnehmerrechte und Solidarität mit unabhängigen Gewerkschaften in Kasachstan;
  • Freiheit für Lula.

“Wir gehen aus diesem Kongress geeint und entschlossen hervor, entschlossen, erwerbstätigen Menschen mehr Macht zu verschaffen, um die Regeln neu festzulegen. Die internationale Gewerkschaftsbewegung steht für Frieden, Demokratie und Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wir müssen das gescheiterte Wirtschaftsmodell von heute transformieren. Wir müssen die Arbeitnehmer- und andere Menschenrechte verteidigen und einen neuen Gesellschaftsvertrag fordern. Angesichts der weltweiten Verschiebungen infolge technologischer Veränderungen und des Klimawandels sowie angesichts der Migration von Menschen entweder aus Verzweiflung oder aus freien Stücken bedarf es eines gerechten Übergangs. Und die Gleichstellung aller Menschen ist das Kernstück unseres Auftrages”, erklärt Sharan Burrow.

Zum Abschluss des Weltkongresses haben sich die Gewerkschaften verpflichtet:

• in den nächsten vier Jahren so viele neue Mitglieder zu organisieren, dass der IGB zu einer 250 Mio. Mitglieder starken Organisation wird;

• einem neuen Gesellschaftsvertrag, bei dem Unternehmen, einschließlich Plattformunternehmen, dazu gebracht werden, Verantwortung für ihre Beschäftigten zu übernehmen, sowie einem UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten;

• einem gerechten Übergang zu nachhaltigen Volkswirtschaften, um den Klimawandel zu bekämpfen und den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad oder weniger zu begrenzen;

• den Trend des Niedriglohnwachstums und zunehmender Ungleichheit durch Tarifverhandlungen, höhere Mindestlöhne und mehr Sozialschutz umzukehren; und

• das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu beseitigen, Diskriminierung und Rassismus zu bekämpfen und verstärkt gegen geschlechtsspezifische Gewalt vorzugehen.

Dies sind Grundlagen für die Zukunft der Arbeit.

“Unternehmen wie Amazon, deren Geschäftsmodell darauf basiert, sich mit öffentlichen Mitteln subventionieren zu lassen, wenig oder keine Steuern zu zahlen, ihre Beschäftigten zu misshandeln oder unmenschlich zu behandeln, haben eine klare Botschaft erhalten. Wenn sich an ihrem Verhalten nichts ändert, wenn sie die Rechte der Beschäftigten nicht respektieren, dann werden wir sie ändern. Wir werden die Regeln neu festlegen und Amazon zerschlagen”, so Burrow.

Die vom IGB-Weltkongress verabschiedete Erklärung beinhaltet vier Säulen – Frieden, Demokratie und Rechte, Regulierung der Wirtschaftsmacht, Globale Verschiebungen – Gerechte Übergänge sowie Gleichstellung – und legt die Agenda des IGB für die nächsten vier Jahre fest.

Die Zahl der weiblichen Delegierten, die am IGB-Weltkongress teilnahmen, hat sich von 42 Prozent im Jahr 2014 auf 46 Prozent im Jahr 2018 erhöht.

Der IGB-Vorstand hat Ayuba Wabba, den Vorsitzenden des nigerianischen Gewerkschaftsbundes Nigerian Labour Congress, zum IGB-Präsidenten gewählt.

Cathy Feingold vom US-amerikanischen Gewerkschaftsbund AFL-CIO wurde zur stellvertretenden IGB-Präsidentin und Karl-Petter Thorwaldsson vom schwedischen Gewerkschaftsbund LO wurde zum stellvertretenden IGB-Präsidenten gewählt.

Owen Tudor, Victor Baez und Mamadou Diallo wurden zu stellvertretenden IGB-Generalsekretären gewählt.

Der nächste IGB-Weltkongress findet im Jahr 2022 statt.

Die offizielle Videoaufzeichnung der Plenarsitzungen und der Reden der Delegationsleiter/innen ist abrufbar unter: https://congress2018.ituc-csi.org/multimedia