IGB trauert um Janek Kuczkiewicz

Der IGB trauert um den Leiter seiner Abteilung für Menschen- und Gewerkschaftsrechte, Janek Kuczkiewicz, der am 7. April bei sich zu Hause in Brüssel plötzlich und unerwartet verstorben ist.

Der IGB trauert um den Leiter seiner Abteilung für Menschen- und Gewerkschaftsrechte, Janek Kuczkiewicz, der am 7. April bei sich zu Hause in Brüssel plötzlich und unerwartet verstorben ist.

Alle, die Janek kannten, waren beeindruckt von seinem großen und unermüdlichen Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und vor allem für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Er widmete sich seiner Aufgabe mit einzigartiger Entschlossenheit und Hingabe, was andere inspirierte und ihm einen einmaligen Platz in der Geschichte der internationalen Gewerkschaftsbewegung sichern wird.

Keine Herausforderung war zu groß für ihn, kein Hindernis unüberwindbar. Keinerlei Widrigkeiten oder Gefahren für seine eigene Sicherheit konnten ihn von seinem Streben nach Gerechtigkeit und Menschenwürde überall auf der Welt abhalten.

Janek Kuczkiewicz wurde am 23. Juni 1956 in Wilrijk (Belgien) geboren. Er ging in Antwerpen, Brüssel und Tucson (Arizona) zur Schule und machte 1981 seinen Abschluss in Philosophie an der Katholischen Universität von Leuven mit cum laude. Während seiner Studienzeit war er auf journalistischem und politischem Gebiet aktiv, und später engagierte er sich besonders bei Médecins Sans Frontières (Ärzte ohne Grenzen).

1982 kam er zur internationalen Gewerkschaftsbewegung, wo er beim Internationalen Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) zunächst in der Abteilung für Wirtschafts- und Sozialpolitik arbeitete und sich zudem maßgeblich für die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosć in dem Land seiner Vorfahren, Polen, einsetzte. Außerdem war er aktiv an der Kampagne zur Beendigung der Apartheid in Südafrika beteiligt.

Als sein Wissen und seine Sachkenntnis in internationalen Menschen- und Gewerkschaftsrechtsfragen größer wurde, übernahm er mehr und mehr Verantwortung in diesem Bereich und baute ein beispielloses Netzwerk internationaler Kontakte in der Gewerkschaftsbewegung auf, mit Menschenrechtsorganisationen und innerhalb des Systems der Vereinten Nationen, vor allem der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO). Er hat dieses Netzwerk mit durchschlagender Wirkung für Kampagnen genutzt, um die Gewerkschaftsrechte in allen Ländern der Welt zu fördern und zu verteidigen und die Sache der Gewerkschaften in der internationalen Rechtsprechung und Praxis voranzubringen. Seine Versiertheit in sechs Sprachen, seine Offenheit gegenüber den Gedanken und Vorstellungen anderer und seine Sachkenntnis auf dem Gebiet der internationalen Politik und des Völkerrechts waren Attribute, die er mit maximaler Wirkung nutzte.

Im Jahr 2003 wurde er zum Leiter der IBFG-Abteilung für Menschen- und Gewerkschaftsrechte ernannt, und in dieser Funktion war auch beim IGB nach dessen Gründung im November 2006 weiterhin tätig. Von 2002 bis 2007 fungierte er als Berater der Arbeitnehmergruppe im IAO-Ausschuss für die Durchführung der Normen bei den jährlichen Internationalen Arbeitskonferenzen, und durch die Vorbereitung und Vorlage von Fällen bei ihrem Ausschuss für Vereinigungsfreiheit und bei ihrem Sachverständigenausschuss für die Durchführung der Übereinkommen und Empfehlungen leistete er einen immensen Beitrag zum Ausbau der Rechtssammlung der IAO.

Er war darüber hinaus Chefredakteur der Jährlichen Übersicht über die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten, des maßgebenden weltweiten Berichtes über die Gesetzgebung und Praxis in einzelnen Ländern, mit detaillierten Fallbeispielen für gewerkschaftsfeindliche Repressionen, einschließlich Inhaftierung, Mord, Folter und anderer Formen von Gewalt seitens skrupelloser Regierungen und Arbeitgeber.

Ein hervorstechendes Merkmal seiner Arbeit war seine Bereitschaft, jederzeit und häufig unter schwierigen und sogar gefährlichen Umständen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die mit Mord, Unterdrückung, Gewalt oder Haft rechnen mussten, direkt solidarisch zu unterstützen, zuletzt in Ländern wie Kolumbien, Guinea, Guatemala, Haiti, Korea und Nepal. Er war ein unermüdlicher Verfechter der Demokratie und der Arbeitnehmerrechte in Birma, und bezüglich der Ausübung und Aufrechterhaltung des Drucks auf die Militärjunta des Landes und der Bekämpfung ihres systematischen Rückgriffs auf Zwangsarbeit wird er allgemein als treibende Kraft anerkannt. Er hat maßgeblich zu den Beschlüssen der IAO beigetragen, Untersuchungsausschüsse für Belarus (bezüglich Gewerkschaftsrechten) und Birma (im Zusammenhang mit Zwangsarbeit) einzusetzen, ebenso wie zu dem historischen Beschluss der IAO, im Anschluss an den Untersuchungsausschuss für Birma im Falle dieses Landes Artikel 33 der IAO-Verfassung geltend zu machen. In ähnlicher Weise war er der Eckpfeiler der internationalen Gewerkschaftssolidarität mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Kambodscha, China, Iran, Simbabwe und vielen anderen Ländern. Gleichzeitig hat er seine Talente und Kontakte dazu genutzt, um Duzenden einzelnen Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen und Gesellschaftsschichten bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen.

Janek wird uns auch wegen seiner Wärme, seiner Freundschaft, seines Humors und seines persönlichen Engagements in Erinnerung bleiben. Er stellte höchste Ansprüche an sich selbst, ging selber mit gutem Beispiel voran und motivierte auf diese Weise diejenigen, die mit ihm zusammenarbeiteten, dazu, ihrerseits ihr Bestes zu geben. Er war Meister im Fechten, spielte klassisches Cello und war, obwohl er mit Anfang 20 bei einem Unfall beide Beine verloren hatte, ein erfahrener Segler. Die internationale Gewerkschaftsbewegung kann sich glücklich schätzen, dass er sie auserkoren hat, um hier seine Intelligenz, seine ansteckende Energie und sein unerschütterliches Engagement einzubringen.

Zahlreiche Menschen verdanken ihre Freilassung aus der Haft, ihre Flucht vor der Tyrannei in das sichere Ausland und sogar ihr Leben internationalen Solidaritätsaktionen, die er initiiert, koordiniert und unterstützt hat, häufig gegen immensen Widerstand. Die Erfahrungen dieser Menschen sind das bleibende Vermächtnis von Janek Kuczkiewicz.

Er hinterlässt eine Tochter, eine Schwester, zwei Brüder, seine Lebensgefährtin und die Mutter seiner Tochter.

- Janek Kuczkiewicz Condolence Book

- Nachruf auf Janek Kuczkiewicz

- www.metaljanek.be