Gewerkschaftsvertreter bei FIFA-Kongress in Mauritius verhaftet

Acht mauritische und internationale Gewerkschaftsvertreter/innen wurden heute verhaftet und beschuldigt, eine friedliche Demonstration außerhalb des FIFA-Kongresses in Mauritius abgehalten zu haben, um eine Neuabstimmung über den Austragungsort der Katar zugesprochenen Fußball-WM 2022 von der FIFA zu fordern.

"Wir haben uns an das Gesetz gehalten, wurden jedoch rechtswidrig verhaftet, nur weil wir die Wahrheit über Katars erschreckende Bilanz in Sachen Arbeitnehmerrechte und Sicherheit sagen wollten. Die heutige Polizeiaktion ist eine Gefahr für die Demokratie in Mauritius", kommentiert Toolsyraj Benedyn, mauritischer Gewerkschafter und Vizepräsident der afrikanischen Regionalorganisation des IGB.

Laut mauritischem Gesetz ist für eine friedliche Demonstration von bis zu 12 Personen keine vorherige Genehmigung erforderlich. Obwohl sich wesentlich mehr Menschen an der Demonstration beteiligen wollten, hatten die drei Gewerkschaftsdachverbände des Landes, MLC, MTUC und NTUC, bewusst beschlossen, sich streng an das Gesetz zu halten und die etablierten Verfahren der Polizei zu befolgen. Die acht Demonstranten wurden jedoch unmittelbar vor dem Eintreffen der FIFA-Wagenkolonne auf dem Weg zur Kongresseröffnung von der Polizei verhaftet, die ihnen anschließend vorwarf, keine Genehmigung für die Demonstration gehabt zu haben.

"Wir wissen noch nicht, ob dies lediglich auf Betreiben der FIFA erfolgt ist oder ob Katar auch seine Finanzkraft dazu genutzt hat, um Mauritius unter Druck zu setzen, seine eigene demokratische Tradition zu verraten. Die FIFA sollte sich schämen, sich als Instrument für den Export der repressiven Maßnahmen Katars in das Land, in dem ihr Kongress stattfindet, missbrauchen zu lassen", erklärte IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow. "Wir fordern die Behörden auf, die acht Verhafteten freizulassen und sämtliche gegen sie erhobenen Vorwürfe zurückzunehmen."

Der jüngste in einer langen Reihe von Korruptionsvorwürfen im Weltfußball hat sich kurz vor dem Beginn des FIFA-Kongresses gegen Mauritius selbst gerichtet. Der Präsident des nationalen Fußballverbandes, Dinnanathlall Persunnoo, wird der Beteiligung an Spielabsprachen beschuldigt. Persunnoo hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Kongressdelegierten werden sich mit kontroversen Themen wie Finanztransparenz, einer Altersbegrenzung für FIFA-Funktionäre und der Vergabe der WM an Katar befassen.
Vor der Eröffnung des Kongresses hat FIFA-Präsident Sepp Blatter einen neuen Fußballplatz bei einer von der FIFA geförderten Trainingseinrichtung eingeweiht, und der mauritische Fußballverband hat sein Hauptgebäude in "Sepp-Blatter-Fußballhaus" umbenannt.