Das Exekutivkomitee wird eine von der FIFA durchgeführte Untersuchung der Arbeitnehmerrechtslage in Katar erörtern, nachdem Schätzungen des IGB veröffentlicht worden waren, denen zufolge 4000 Beschäftigte vor dem ersten Anstoß bei der Fußball-WM in Katar sterben könnten.
Das Exekutivkomitee wird sich bei seiner Sitzung am 20. und 21. März u.a. mit dem Thema Wanderarbeitskräfte in Katar sowie mit möglichen Initiativen der FIFA befassen.
Sharan Burrow, die Generalsekretärin des IGB, hat erklärt, dass die Regierung Katars keinerlei Verantwortung für die Beschäftigten in ihrem Land übernehme und ihre Reaktion auf die öffentliche Kritik eine reine PR-Übung sei.
Bei einem kürzlichen Besuch im Stadion Al Wakrah in Katar hat die IGB-Generalsekretärin mit eigenen Augen gesehen, wie 38 Arbeiter aus Indien, Nepal und Thailand unter erbärmlichen Bedingungen untergebracht waren, mit Matratzen auf dem Boden in Behelfsunterkünften unter den Zuschauertribünen.
Die FIFA hat auf die vom IGB präsentierten Fotos, die die Zustände in dem Stadion Al Wakrah belegen, erwidert, dass die Situation in Katar "komplex" sei.
Das katarische Organisationskomitee (Supreme Committee), das für die gesamte Bebauung des 585.000 Quadratmeter großen Al Wakrah-Geländes zuständig ist, hält sich in keiner Weise verantwortlich für die Beschäftigten des bereits vorhandenen Stadions, da sie nicht unter seine Normen zum Schutz der Arbeiter fielen, die eingeführt worden waren, um die internationale Öffentlichkeit angesichts der Arbeitnehmerrechtsverletzungen in dem Land zu besänftigen.
"Es freut uns, dass diese Beschäftigten anderswo untergebracht werden, nachdem der IGB ihre Situation publik gemacht und die FIFA darauf angesprochen hat. Es ist bedauerlich, dass diese Beschäftigten bei der "erfolgreichen Inspektion" des Organisationskomitees im Januar nicht entdeckt wurden.
Die Tatsache, dass es die katarische Sportbewegung überhaupt für angemessen gehalten hat, Beschäftigte unter diesen Bedingungen im Stadion Al Wakrah unterzubringen, erschreckt uns", kommentiert IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow.
"Es muss sich in Katar etwas ändern. Die FIFA kann dadurch etwas bewirken, dass sie die Abschaffung des Kafala-Systems und die Achtung internationaler Rechte zu einer Bedingung für die Austragung der Fußball-WM 2022 in Katar macht.
Wenn die FIFA von Katar die Abschaffung des Kafala-Systems und die Achtung grundlegender internationaler Rechte fordert, dann wird das geschehen", betont Sharan Burrow.
Der Bericht "Die Akte Katar" beschreibt das zerrüttete System, in das die Beschäftigten in Katar eingebettet sind, inwiefern das Land gegen internationales Recht verstößt und wie die Arbeitsbedingungen dort aussehen:
– salziges Wasser für die Beschäftigten in den Lagern zum Kochen und Waschen;
– Arbeitgeber verlangen von den Beschäftigten 275 US-Dollar als Kaution, bevor sie in Urlaub gehen können;
– über 2500 indonesische Hausangestellte flüchten jedes Jahr vor ihren Bürgen, die sie missbrauchen; und
– Beschäftigte im Stadion Al Wakrah in erbärmlichen Unterkünften.
Die FIFA ist mächtig genug, um für die Fußball-WM 2022 Bedingungen aufzuerlegen, die etwas bewirken können. Der IGB fordert von der FIFA und von den katarischen Behörden:
– die Abschaffung des Kafala-Systems und das Recht für die Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren;
– die Verwendung moralisch einwandfreier Vermittlungsagenturen;
– einen niemanden diskriminierenden Mindestlohn und
– ein zügiges und unabhängiges Überwachungssystem mit angemessenen Sanktionsmöglichkeiten.