Globaler Rechtsindex des IGB: Die zehn schlimmsten Länder der Welt für erwerbstätige Menschen

Die Golfstaaten gehören zu den schlimmsten Ländern der Welt, wenn es um die Achtung der Arbeitnehmerrechte geht, und am meisten verschlechtert haben sich die Standards für die Beschäftigten in Europa, die von drastischen Sparmaßnahmen betroffen waren. Das hat der Globale Rechtsindex 2015 ergeben.

Der Globale Rechtsindex des IGB bewertet 141 Länder anhand von 97 international anerkannten Indikatoren, um festzustellen, wo die Arbeitnehmerrechte sowohl in der Gesetzgebung als auch in der Praxis am besten geschützt werden.

“Die Beschäftigten in den Golfstaaten, in denen das drakonische ‘Kafala’-System weit verbreitet ist, haben unter vielen der Rechtsverstöße zu leiden, die den Nahen Osten und Nordafrika zur schlimmsten Region der Welt machen, wenn es um grundlegende Rechte bei der Arbeit geht", kommentiert IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow.

"Ein beunruhigender Trend ist jedoch, dass die Beschäftigten in Europa in den letzten 12 Monaten aufgrund der staatlich verordneten drastischen Sparmaßnahmen die größte Verschlechterung ihrer Rechte erlebt haben."

Der Internationale Gewerkschaftsbund sammelt bereits seit über 30 Jahren Daten über die Verletzungen von Gewerkschaftsrechten weltweit. Der Globale Rechtsindex des IGB liefert jetzt zum zweiten Mal eine Übersicht für Regierungen und Unternehmen, der sie entnehmen können, wie ihre Gesetze und Lieferketten abschneiden, ob sich die Situation in den letzten 12 Monaten verschlechtert oder verbessert hat.

Die zehn schlimmsten Länder der Welt für erwerbstätige Menschen sind Belarus, China, Kolumbien, Ägypten, Guatemala, Pakistan, Katar, Saudi-Arabien, Swasiland und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Andere Länder schnitten zwar besser ab, aber die Verschlechterung der Bedingungen während des letzten Jahres hatte eindeutig negative Folgen für die Beschäftigten, wie etwa in Burundi, der Dominikanischen Republik, Hongkong, Iran, Georgien, Russland, Großbritannien und Spanien.

"In Kolumbien und Guatemala werden erwerbstätige Menschen ermordet, wenn sie versuchen, bessere Arbeitsbedingungen auszuhandeln, und in Katar und Saudi-Arabien haben ausländische Arbeitskräfte infolge von Zwangsarbeit und der Tatsache, dass sie nicht unter das Arbeitsgesetz fallen, unter Zuständen zu leiden, die moderner Sklaverei gleichkommen.

In 73 von 141 Ländern kam es zu Entlassungen, Suspendierungen, Lohnkürzungen und Herabstufungen, wenn die Beschäftigten über bessere Arbeitsbedingungen verhandeln wollten, und in 84 Ländern haben die Arbeitgeber gesetzwidrige Taktiken angewandt, um Tarifverhandlungen mit repräsentativen Gewerkschaften zu umgehen oder zu verzögern.

Während eine Handvoll Länder im Vergleich zum letzten Jahr ein perfektes Ergebnis erzielt haben, hat die Zahl der Länder, in denen sich die Bedingungen verschlechtert haben, insgesamt zugenommen, u.a. in Kamerun, Ungarn, Spanien und Südafrika", so Burrow.

Einige Schlüsselergebnisse des Berichtes:

  • Von insgesamt 141 Ländern hat sich die Zahl derjenigen, in denen die Beschäftigten willkürlichen Verhaftungen und Inhaftierungen ausgesetzt waren, von 35 auf 44 erhöht, u.a. in Spanien und Brasilien.
  • In nahezu 60 Prozent der Länder können bestimmte Gruppen von Beschäftigten ihre grundlegenden Arbeitnehmerrechte nicht wahrnehmen.
  • In 11 Ländern, gegenüber 10 im Vorjahr, wurden GewerkschafterInnen ermordet, wobei es allein in Kolumbien 22 Mordopfer gab.
  • In 70 Prozent der Länder gibt es Beschäftigte, die kein Streikrecht haben.
  • In zwei Dritteln der Länder wird den Beschäftigten das Recht auf Tarifverhandlungen verweigert.
  • In mehr als der Hälfte der in dem Bericht erfassten Länder wird den Beschäftigten der Zugang zu rechtsstaatlichen Verfahren verweigert.

Im vergangenen Jahr haben die Gewerkschaften in Kambodscha, Costa Rica, Paraguay und der Ukraine berichtet, dass friedliche Proteste gewaltsam niedergeschlagen wurden. In Katar wurden vergangenen November ca.100 Gastarbeiter verhaftet, weil sie aus Protest gegen die Hungerlöhne gestreikt hatten, und im März dieses Jahres war ein philippinischer Gewerkschaftsorganisator das18. Opfer einer außergerichtlichen Tötung seit 2010.

"Die internationalen Arbeitsnormen besagen, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Anspruch auf grundlegende Rechte haben", stellt Sharan Burrow fest. "Aber vor dem Hintergrund der international zunehmenden Macht der Unternehmen und der Ungleichheit machen diese Ergebnisse deutlich, dass die Regierungen und Arbeitgeber in nahezu jedem Land der Welt dafür sorgen müssen, dass die Beschäftigten besser behandelt und die zunehmenden Rechtsverletzungen am Arbeitsplatz unterbunden werden."

Der Globale Rechtsindex des IGB 2015 bewertet die Länder anhand von 97 Indikatoren und die daraus resultierende Punktzahl führt zu einem Rating von 1 bis 5:

1. Unregelmäßige Rechtsverletzungen: 16 Länder, darunter Finnland und Uruguay
2. Wiederholte Rechtsverletzungen: 26 Länder, darunter Japan und Irland
3. Regelmäßige Rechtsverletzungen: 36 Länder, darunter Israel und Australien
4. Systematische Rechtsverletzungen: 27 Länder, darunter Polen und die USA
5. Rechte nicht garantiert: 27 Länder, darunter Belarus, China und Nigeria
5+ Rechte nicht garantiert wegen des Zusammenbruchs der Rechtsstaatlichkeit: 9 Länder, darunter Syrien, die Zentralafrikanische Republik und Palästina

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