IGB-Untersuchung nach neuen Hinweisen auf Arbeitnehmerrechtsverletzungen in Katar

Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hat eine neue Untersuchung der Arbeitsbedingungen in Katar angekündigt, nachdem IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow bei einem Besuch in Nepal Berichte aus erster Hand von Beschäftigten gehört hatte, die soeben aus dem Königreich am Golf zurückgekehrt waren.

IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow erklärte, dass die während ihres Besuchs veröffentlichten neuen Zahlen 162 Todesfälle unter nepalesischen Beschäftigten in Katar in den ersten zehn Monaten des Jahres 2011 dokumentierten. Die meisten dieser Todesfälle sind ungeklärt und werden lediglich als Tod "im Schlaf" oder durch "Herzinfarkt" verzeichnet.

Aus den Statistiken der nepalesischen Botschaft geht für Januar – Oktober 2011 Folgendes hervor:

• 13 Wanderarbeitskräfte begingen Selbstmord

• 22 dokumentierte tödliche Arbeitsunfälle

• 92 ungeklärte Todesfälle

"Ein Bauarbeiter, mit dem ich gesprochen habe, arbeitete draußen bei 40 Grad Hitze. Als er kündigen wollte, wurde ihm dies nicht gestattet. Stattdessen zwang man ihn, 18 Monate lang unter lebensgefährlichen Bedingungen zu arbeiten, um Genug Geld für seine Heimreise zu verdienen", berichtet Sharan Burrow.

"Viele Beschäftigte sterben an Hitzschlag, was 2010 als Herzinfarkt ausgegeben wurde und jetzt als Tod im Schlaf bezeichnet wird.

Diese jungen Männer sind erbost darüber, wie sie behandelt wurden. Einer von ihnen fand heraus, dass er 100 Dollar weniger verdiente als ein Kollege, der genau dieselbe Arbeit machte. Als er denselben Lohn verlangte, lehnte sein Arbeitgeber dies ab. Daraufhin erklärte er, dass er nicht weiterarbeiten werde und nach Hause zurückkehren wolle. Es musste jedoch in Katar bleiben, bis er für seinen Flugschein bezahlt hatte", so Burrow weiter.

Bei Treffen mit Präsident Ram Baran Yadav und Ministerpräsident Baburam Bhattarai sagte Burrow die Unterstützung des IGB beim Schutz der Rechte von Beschäftigten aus Nepal und anderen Ländern zu, die in Katar unter extremen und harten Bedingungen arbeiten.

Schätzungen zufolge arbeiten 1,2 Millionen Nepalesen in den Golfstaaten, u.a. in Katar, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, Bahrain und Oman.

Katar ist dabei, eins der größten Infrastrukturprogramme überhaupt durchzuführen, mit Bauinvestitionen von mehr als 100 Milliarden US-Dollar, und es wird damit gerechnet, dass in den kommenden Jahren Zehntausende weitere Migranten aus Nepal und anderswo in das Land strömen werden. Wanderarbeitskräfte dürfen keine Gewerkschaften gründen, und jeder, der im Zusammenhang mit Fragen wie der Sicherheit am Arbeitsplatz oder der Nichtzahlung der Löhne Arbeitskampfmaßnahmen ergreift, wird deportiert.

Der IGB wird den Untersuchungsbericht über die Arbeitsbedingungen in Katar gegen Ende des Jahres veröffentlichen. Die Verhandlungen mit der FIFA über den Schutz der Beschäftigten, die die Austragungsstätten für die Fußball-WM in Katar bauen, gehen weiter.

Der IGB hat mit einer internationalen Kampagne unter dem Motto ‘Keine Arbeitnehmerrechte – Keine Fußball-WM’ gedroht, falls die Rechte der Beschäftigten in Katar nicht geschützt werden.

Anmerkungen:

Aus einer 2011 veröffentlichten britischen Universitätsstudie geht hervor, dass bis zu 25% aller nepalesischen Bauarbeiter in Katar und anderen Golfstaaten jedes Jahr bei Arbeitsunfällen verletzt werden.

Dem US-Außenministerium zufolge gehen lokale Hilfsgruppen davon aus, dass die Behörden " Herzinfarkt als Todesursache angeben, um tödliche Arbeitsunfälle zu verschleiern".

Verkehrsunfälle sind eine weitere häufige Todesursache unter Wanderarbeitskräften. Katar hat die höchste Quote an Verkehrstoten der Welt.