Gastarbeiter in Katar: UN-Sonderberichterstatter enthüllt die Wahrheit und fordert die Einhaltung der IAO-Normen

Die internationale Gewerkschaftsbewegung ruft die katarischen Behörden auf, unverzüglich auf die nach einer zehntägigen UN-Untersuchung in dem Land ausgesprochene Forderung nach dringenden Reformen für Wanderarbeitskräfte zu reagieren.

Sharan Burrow, die Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes, begrüßte die Empfehlungen von François Crépeau, des UN-Sonderberichterstatters für die Rechte von Migranten, einschließlich des Rechtes auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften, angemessener Beschwerdeverfahren, eines Mindestlohns und der Abschaffung des Kafala-Systems.

"Obwohl die katarischen Behörden behaupten, die Zustände in den Arbeitslagern zu verbessern und die überfüllten Deportationszentren, in denen Frauen und ihre Babys festgehalten werden, zu räumen, hat der Sonderberichterstatter der UN die erschreckenden Bedingungen der Gastarbeiter in Katar mit eigenen Augen gesehen und deutliche Empfehlungen ausgesprochen, die, falls sie befolgt werden, das Leben der Wanderarbeitskräfte in Katar wirklich verbessern werden", so Sharan Burrow.

Die Empfehlungen der UN wurden bekannt gegeben, als FIFA-Präsident Sepp Blatter dem Emir gerade einen Höflichkeitsbesuch abstattete, nachdem zahlreiche Bauarbeiter beim Bau der WM-Infrastruktur ums Leben gekommen waren.

"Blatter hat nach seinem Treffen mit dem Emir von zugesagten Arbeitsrechtsreformen gesprochen. Die meisten dieser Zusagen sind nicht neu, und jetzt ist es an der Zeit, dass Katar seinen Worten endlich Taten folgen lässt und die horrende Ausbeutung der Gastarbeiter beendet. Wir können nur hoffen, dass diese Reformen die Kriterien des UN-Sonderberichterstatters erfüllen.

Dies ist ein globaler Konflikt, für den eine globale Lösung gefunden werden muss, und aus dem UN-Bericht geht klar hervor, dass diese Lösung auch die Normen der IAO beinhalten muss."

Burrow verglich den Besuch der UN-Sachverständigen mit dem ‘Höflichkeitsbesuch’ von Sepp Blatter und erklärte: "Herr Blatter ist ohne Garantien für die 1,3 Millionen Gastarbeiter, die unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften, um die Fußball-WM zu ermöglichen, aus Katar abgereist. Es gibt keine Garantie dafür, dass sie fristgerecht bezahlt werden oder einen Mindestlohn erhalten, dass sie den Arbeitsplatz wechseln, das Land verlassen oder Rechte und Schutzmaßnahmen im Sinne der IAO wahrnehmen können."

Die Regierung Katars, des reichsten Landes der Welt, verfügt durchaus über die gesetzlichen und politischen Lösungen, die den Beschäftigten die Wahrnehmung ihrer Rechte ermöglichen würden.

Der IGB fordert von den katarischen Behörden:

- die Beendigung des Kafala-Systems, damit die Beschäftigten ihren Arbeitgeber wechseln und das Land ungehindert verlassen können;
- die Verabschiedung innerstaatlicher Gesetze, die Wanderarbeitskräften das Vereinigungsrecht zugestehen, damit sie Gewerkschaften gründen und beitreten und Tarifverhandlungen für faire Löhne und sichere Arbeitsbedingungen führen können;
- die Revision der den Beschäftigten zur Verfügung stehenden Beschwerdeverfahren;
- die Zusammenarbeit mit internationalen Vermittlungsagenturen, um die Missstände bei der Masseneinstellung von Wanderarbeitskräften abzustellen;
- die Einführung eines fairen und niemanden diskriminierenden Mindestlohns.

Nach der Abreise Sepp Blatters aus Katar wurde die Hoffnung des französischen Fußballers Zahir Belounis auf seine Ausreise aus dem Land erneut zunichtegemacht. Obwohl die französische und die katarische Regierung offenbar zu einer Einigung gelangt sind, weigert sich der Arbeitgeber von Zahir Belounis weiterhin, ihn aus Katar ausreisen zu lassen.

"Zahir ist seit zwei Jahren in Katar gefangen. Er und seine Familie gehören zu den zahlreichen Opfern des untragbaren Kafala-Systems, und es bricht einem das Herz, mitansehen zu müssen, wie rachsüchtig und unmenschlich er von seinem Fußballverein behandelt wird. Katar ist dabei, Schande über den Weltfußball zu bringen, und die FIFA darf nicht tatenlos zusehen", erklärte Burrow.

Der IGB wird Anfang Dezember nach Katar reisen.